Man muss sehr lange in der SHK-Branchenhistorie zurückblicken, um in einem Halbjahresbericht von einem der Marktführer im Bereich Installations-, Spültechnik sowie Rohrleitungs- und Bade-zimmersysteme, einen Rückgang in Deutschland von -14,9 % im Vergleich zum Vorjahr zu lesen. Geberit meldet in diesem Bericht für Österreich mit -18,1 % einen noch deutlicheren Rückgang. Das erzielte EBITDA-Ergebnis des ersten Halbjahres sei dennoch überzeugend, so melden es die Schweizer. Hilfreich war dabei wohl die Preisrunde von 11 % und niedrigere Energiepreise. Das nicht nur der deutsche Markt für Geberit, und für viele ande-re Hersteller, sich als außerordentlich schwierig darstellt, wurde unumwunden in unseren Redaktionsgesprächen der letzten Wochen bestätigt.
Alle, die sich im Haustechnik-Umfeld bewegen, kennen die Er-klärungen für diese Lage: Vorzieheffekte für Sanierungen und Renovierungen während der Covid-19 Pandemie, die Verschie-bung von Sanitär- zu Heizungslösungen.
Die durch die politischen GEG-Vorgänge zu Beginn der Sommer-pause ausgelöste, und jetzt spürbar schwächelnde Wärmpumpen-nachfrage, hilft nicht Sanitär, da Gas- und Ölheizungen nachge-fragt bleiben. Was ja bekanntlich nicht das Ziel sein sollte. Hinzu kommt, dass der Abbau an Lagerbeständen beim Großhan-del in Teilen noch nicht abgeschlossen zu sein scheint.
Dass der Großhandel und insbesondere das Fachhandwerk ande-rerseits noch von bestehenden Aufträgen profitieren, ist Fakt. Wie es sich dann im Laufe 2024 ab dem 2. Quartal darstellt, bleibt abzuwarten.
Was bedeutet dies jetzt für die letzten vier Monaten des Jahres 2023? Vor allem für die Sanitär-Industrie, die in den vergan-genen Jahren alle vermeintlichen Konjunktur-Hürden ebenfalls umschiffen konnte. Um hier Antworten zu bekommen, hat die RAS-Redaktion den Sommer genutzt, um sechs Interviews mit verantwortlichen Managern aus den Kernbereichen der Branche zu führen. Hier steht nicht immer die Frage der herausfordernden Konjunkturlage im Vordergrund. Sondern die jeweiligen Antwor-ten und Zukunftspläne. Viel Lesestoff für Sie, als interessierter Leser der RAS.
Neben all den beschriebenen Effekten ist eines gewiss – die energetische Sanierung, so CO2-neutral wie möglich, kommt. Und auch Sanitär hat weiterhin gute Zukunftsaussichten, so steht es zumindest in der Geberit Meldung: „Positive Faktoren für die Sanitärindustrie ergeben sich u.a. aus dem grundsätzlichen Be-darf an Renovierungen und Neubauten im Wohnungsbau in den europäischen Märkten.“ Dass dem theoretisch auch in Deutsch-land so ist, zeigt der Hinweis aus dem Statischen Bundesamt: Zum Jahresende 2022 gab es einen Überhang von 884.800 genehmigten, aber noch nicht begonnen bzw. fertiggestellten Wohneinheiten. Ende 2023 dürfte diese Zahl wohl nicht niedriger sein.
Und der Blick auf die Baugenehmigungen in Deutschland geben auch keinen positiven Impuls: Im 1. Halbjahr 2023 wurde in Deutschland der Bau von 135.200 Wohnungen genehmigt. Wie das Statistische Bundesamt (Destatis) mitteilt, waren das 27,2 % oder 50.600 Baugenehmigungen weniger als im 1. Halb-jahr 2022.
Insgesamt: Kluges und besonnenes Management, mit sicher nicht immer einfachen Entscheidungen, sind jetzt gefragt.
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