Nach vielen, vielen Monaten Abstinenz durften wir endlich wieder vier Tage SHK Branchenmesse erleben, die vielleicht sogar den einen oder anderen Skeptiker von Präsenzmessen wieder überzeugen konnte. Doch angesichts der in Nürnberg verspürten guten Stimmung fällt es nun schwer, wieder auf die tatsächlichen Herausforderungen des Tagesgeschäftes, insbesondere für die Hersteller, Großhändler und vor allem auch das Fachhandwerk, hinzuweisen. Denn nach der ersten Freude des Wiedersehens mit den Ausstellern kam die Sprache an den Ständen doch sehr schnell auf die Themen Einkauf, Logistik, Materialverfügbarkeit und Preissteigerung. Aussagen von leitenden Managern wie: „Ich musste mich noch nie so viel um Themen des Einkaufs, der Preise und sogar die Zuteilung von Waren kümmern“ waren die Regel und nicht die Ausnahme.
Da ist eine stabile Konjunktur vorhanden, zugegebenermaßen vor allem auf der Wärmeerzeugerseite: doch die Vertröstungen bei den Lieferzeiten (die Wärmepumpen lassen grüßen), machen den Partnern im Gespräch mit den Endkunden derzeit wenig Freude. Inhaber großer Handwerksbetriebe machen im Gespräch keinen Hehl daraus, dass man oft nur noch Zusagen für 2023 für Bauvorhaben abgibt. Und die Ausführung der Arbeiten generell erst dann zu starten, wenn die notwendigen Materialien auf dem eigenen Hof, oder zumindest gesichert beim Großhändler abrufbar sind.
Wie ernst diese Herausforderungen tatsächlich sind, lässt sich aus Redaktionssicht nur erahnen. Aber wenn Großhändler Seminare anbieten, zu finden in Hinweisen in den sozialen Medien, in denen der Kunde aus dem Fachhandwerk geschult werden soll, wie er mit „unglücklichen“ Kunden argumentieren kann, die vertröstet werden müssen. Obwohl diese bereit sind ohne Verhandlung den Preis für Produkt und Handwerksleistung zu zahlen. Auch lernt er dort, wie es gelingen kann, auf alternative Produkte auszuweichen, um Projekte fertig zu stellen. Und wie man generell mit Materialpreiserhöhungen umgeht, und im speziellen, während das Bauvorhaben schon läuft. Solche Schulungsinhalte wären vor einigen Monaten von der anvisierten Zielgruppe wahrscheinlich noch belächelt worden. Doch uns wurde nun in Gesprächen in Nürnberg bestätigt, dass die Nachfrage nach solchen Seminaren durchaus vorhanden ist.
Zum Schluss noch ein Blick zurück auf die IFH | Intherm. Wenn rund 40.000 Branchenmitarbeitende nach Nürnberg in die bespielten Messehallen kommen, obwohl noch der Corona-Virus vorhanden ist und die weltpolitische Lage einem mehr als Sorgen macht, dann zeigt dies, das Präsenzmessen weiterhin funktionieren können. Sicher in Zukunft noch verstärkt im Einklang mit digitaler Kommunikation. Doch eines sollte auch eine „nüchterne Branche“ wie die Haustechnik nicht verpassen – den Schritt hin zu mehr emotionalen Erlebnissen auf solch einer Messe. Denn vielleicht neben dem einen oder anderen Produkt-Highlight bleiben diese schließlich im Gedächtnis – und dann kommt man erst recht wieder zur nächsten Messe. So schauen wir nach Essen und sind gespannt, was dort vom 06.-09. September 2022 geboten wird.
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