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Ambitionierte Klimaziele – bezahlbar? Bezahlbar!

Strom, Biomethan, grüner, türkiser, blauer Wasserstoff: Green Fuels oder Biomasse werden derzeit vor allem durch Studien der jeweiligen Verbände ins Schaufenster gestellt. Gilt es doch argumentativ vor der Bundestagswahl im September bei den neuen, dann gewählten politischen Entscheidungsträgern, Pflöcke einzuschlagen. Der Wille für mehr Klimaschutz ist bei den allermeisten Menschen/Wählern hoffentlich vorhanden. Doch die gesteckten (politischen) Ziele sind ambitioniert – vor allem dann, wenn sie für die Bevölkerungsmehrheit bezahlbar bleiben sollen. Schauen wir explizit auf das Thema Gas: Hier versucht die
von der Initiative Zukunft Gas in Auftrag gegebene Studie der Nymoen Strategieberatung aufzuzeigen, dass im Wohngebäude-bestand (es wurden alle in Deutschland gängigen Wohngebäudetypen berücksichtigt) eine Reduktion der CO2-Emmisionen hin zur Klimaneutralität finanzierbar sei. Ein zentraler Hebel zur CO2-Reduzierung liege dabei in der Dekarbonisierung des Energieträgers Gas bis zum Jahr 2050.
Und hier bringt der DVGW aktuell eine Studie zum Thema Wasserstoff ins Spiel. Die von Frontier Economics durchgeführte Studie belege, so der DVGW, dass die Nutzung von Wasserstoff insbesondere im Wärmesektor entscheidend dazu beitragen kann, CO2 zu reduzieren. „Auch im Wärmemarkt sind neben so-genannten ‘grünen Elektronen’ die ‘grünen Moleküle’ zwingend erforderlich, um die anstehenden Klimaschutzziele realistisch und zu vertretbaren Kosten zu erreichen“, so Prof. Dr. Gerald Linke, Vorstandsvorsitzender des DVGW. Und der Verband führt weiter aus: „Insbesondere im Hinblick auf die saisonal beding-ten Schwankungen des Energiebedarfs können Wasserstofftechnologien entscheidend zur Wärmewende beitragen. Denn setzt man nur auf strombasierte Lösungen, wie Wärmepumpen, wird es zu einer Überlastung des Stromsystems kommen. Über das Jahr gesehen, ist die Wärmepumpe zwar insgesamt effizienter, verursacht aber deutlich höhere Gesamtsystemkosten. Eine signifikante Elektrifizierung des Wärmesektors würde schon im Jahr 2030 zu einem zusätzlichen Bedarf an gesicherter Leistung im Umfang von 7 bis 40 Gigawatt (GW) führen. Unter Berücksichtigung des Kohleausstiegs müssten zusätzliche Back-up-Kapazitäten von 25 bis 58 Gigawatt (GW) aufgebaut und die Kosten verursachergerecht umgelegt werden. DVGW-Chef Linke resümiert: „Der gleiche Klimaschutz zu niedrigeren Kosten wäre mit der direkten Nutzung von Wasserstoff erreichbar. Deshalb muss klar sein: Wasserstoff darf nicht vom Wärmesektor ausgeschlossen werden.“
2030 ist das Stichwort: Das Urteil des Bundesverfassungsgerichts vom April dieses Jahres veranlasste schon die aktuelle Bundesregierung, die Klimaziele noch einmal zu verschärfen. Demnach soll bis zum Jahr 2030 der CO2-Ausstoß im Gebäudebereich von jährlich 118 Mio. t auf 67 Mio. t reduziert werden. „Umso wichtiger ist es, die derzeitige Förderung auch weiterhin für alle Effizienztechnologien fortzusetzen und entsprechend finanziell auszustatten“, sagt folgerichtig Andreas Lücke, BDH-Hauptgeschäftsführer.
Wie auch immer sich die zukünftige Bundesregierung zusammensetzt, die Förderung neuer effizienter Heiztechnik bleibt sicher auf der Agenda. Doch die dann politisch Verantwortlichen müssen auch Klarheit schaffen, welche Energieträger zu vertretbaren Preisen hier zukünftig zum Einsatz kommen sollen. Ein angemessener wettbewerbsfähiger Strompreis für Wärmepumpen wäre vielleicht schon ein Anfang. (Ergänzung nach Druck der RAS-Ausgabe): Nach den Flut-Ereignissen Mitte Juli ist zu hoffen, dass der politische Wille und entsprechendes Handeln zum Thema Klimaschutz auch nach der Wahl genauso vorhanden bleibt.

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