Das Wirtschaftsjournal
für die Gebäudetechnik

Online-Meeting versus Waschmaschine

RAS Editorial Mai 2021

„Wenn Mitarbeiter nicht mehr zur Arbeit pilgern, sondern zuhause aus dem Home-Office arbeiten, hat dies oberflächlich betrachtet schöne Vorteile. Kein Arbeitsweg, dadurch mehr Zeit und die Umwelt atmet auch noch auf. Wunderbar. Schaut man aber etwas genauer hin, kommt man sehr bald zum Schluss, dass Führungskräfte handeln müssen. Dabei müssen sie bereit sein für etwas, wofür sie nie ausgebildet wurden“. Zu dieser Erkenntnis gelangt Stefan Dudas*, dessen Gedanken wir an dieser Stelle einmal aufgreifen wollen. Der Keynote-Speaker und Buchautor legt humorvoll und tiefsinnig das Fundament für neue Denk-Ansätze.
So fügt er hinzu, dass die Bedenken vieler Führungskräfte, die Produktivität im Home-Office würde leiden, meist unbegründet sei. Im Gegenteil: Eine Studie mit 16.000 Mitarbeitern („Does working from home work?“) ergab, dass die Menschen zuhause 13 % produktiver seien. Auch eine UN-Studie zeigte, dass in den eigenen vier Wänden mehr unbezahlte Arbeit geleistet wurde. Aber ganz egal, ob man Studien traut oder nicht: Wichtig sei, dass Menschen im Home-Office lernen, sehr schnell eine Struktur zu schaffen und sich ihrer Selbstdisziplin bewusst werden. Fehle einem diese Erfahrung, finde man sich irgendwann im Pyjama, unrasiert und unfrisiert auf dem Bett mit dem Laptop wieder. Zum Glück würden regelmäßig Online-Sitzungen durchgeführt. Dies wirke der Komfortzone entgegen, denn dann müsse mindestens das obere Drittel des eigenen Körpers
kameratauglich sein.
In Zeiten, wo man den persönlichen Kontakt im Büro oder etwa auf Messen wie der ISH recht schmerzlich vermisst hat, haben Führungskräfte nach Ansicht von Dudas eine doppelte Herausforderung: Sie müssen ihren eigenen Alltag bewältigen und neu erfinden und gleichzeitig ihre Mitarbeiter auf Distanz führen. Home-Office zwinge Führungskräfte das zu tun, was in ihrer Stellenbeschreibung ganz oben steht: Führen. Der Small-Talk in der Cafeteria entfalle gerade. Darum sei es wichtig, dass die Führungskraft diesen virtuell ersetzt. Jetzt sei sowieso die perfekte Gelegenheit, die Mitarbeiter ins gemeinsame Boot einzuladen, falls das noch nicht geschehen ist. Jede Führungskraft habe jetzt die Chance, genau hier zu punkten. Indem sie sich um das mentale Wohlbefinden der anderen kümmert.
In schwierigen Situationen, in denen wir wenig Erfahrung haben und sich vieles verändere, seien Ängste und Unsicherheit vorprogrammiert. Darum sei es wichtig, worauf wir uns fokussieren
und wohin wir unsere Denkhaltung bewusst lenken. Fehlende
Kontakte, fehlende Motivation und die oft fehlende Struktur (Vermischung von Beruf- und Privatleben) seien aktuell die wesentlichen Herausforderungen im Home-Office. Hinzu komme oft ein falscher Fokus (weil die Arbeit zuhause mit der Waschmaschine, dem Staubsauger, YouTube, den Kindern und dem Goldfisch konkurriert).
Dudas fordert, dass man seine Mitarbeiter unterstützen muss – das sei jetzt eine wichtige Führungsaufgabe. Inspirieren sollte man sie mit Info-Snacks (Online-Vorträgen, kleinen Impulsen oder Diskussions-Sessions) und Motivieren mit guter Kommunikation und ernstgemeinter Wertschätzung.
Und zu guter Letzt DER Tipp von Stefan Dudas an alle Unternehmer und Führungskräfte: Bleiben Sie positiv! Geschehe dies unterstützend, wohlwollend und wertschätzend und vermitteln Führungskräfte Sinn, blieben Teams und Unternehmen auch in Krisen leistungsfähig.
Wir von der RAS-Redaktion schließen uns sehr gerne dieser Meinung an. Denn Home-Office wird auch in unserer Branche jetzt ein fester Bestandteil der Arbeitswelt bleiben.

* Weitere Infos: www.stefandudas.com/lockdown

Tel.: +49 211 9149-414, m.heinrich@krs-redaktion.de